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.GretelsGliedmaßen sind dennochextrem verkrampft, die Händestark abgeknickt, beinahespastisch.Bei dem sogenannten: Durchbewegen9 spüre ich, dassder Körper meiner Mutter völligverhärtet ist  die Muskeln ihrerSchultern fühlen sich beinahe wie Knochen an.»Streichelnund bewegen tut ihr gut«,ermuntert mich die Therapeutin und hat natürlich vollkommenrecht! Warum haben wir bishernicht daran gedacht, mal ihreGliedmaßen zu bewegen? Esgibt zwar einen: Bewegungsplan9 , aber derdokumentiert lediglich das Umlagern von der einen auf dieandere Seite, Arme und Beinehat man nicht beachtet und sichauf den Krankengymnastenverlassen, der aber bisher nochnicht aufgetaucht ist.Ich spüre,wie Gretel sich durch dasBewegungsprogramm langsametwas entspannt.Als ihre Arme: durchbewegt9 sind, sage ich zu ihr: »Jetzt beweg mal deinenFuß.Kannst du das?«Und zur Therapeutingewendet: »Wollen wir dasauch einmal probieren?«Doch die Bewegungsexpertinschüttelt den Kopf: »Das machtder Krankengymnast.«Ich kann es kaum fassen,aber als Ergotherapeutin fühlt sie sich nur für Arme, Händeund Oberkörper zuständig.Ichverkneife es mir, nach einem: Zeh-Therapeuten9 oder einem: Ohrologen9 zu fragen undbemerke lediglich, dass maneinen Physiotherapeuten hierleider noch nicht gesichtet habe.»Nein?«, wundert sie sich.»Seltsam, er kommt doch eigentlich täglich zu denPatienten.Ich werde gleicheinmal nachfragen.« Gerade, alssie gehen will, fällt mein Blickauf den leeren Infusionsbeutel,der an Gretels Tropf hängt undschon längst hätteausgewechselt werden müssen.»Und wie sieht es mitSchlucken und Essen aus?«, rufe ich ihr hinterher.»Dasmacht doch die Logopädin,oder?«»Ach? Die Kollegin wusstenoch gar nicht, dass sie hiergebraucht wird.Ich sageBescheid.« Doch vorLogopädin oderKrankengymnast kommt ersteinmal das Wochenende. Am Samstagmorgen liegt beimeiner Mutter zum Frühstückein Wurstbrot auf einem Teller,daneben ein Tablettendöschen.Es wirkt wie ein stummerVorwurf, da sie ja per Infusionernährt wird.Das absurde Theater imKrankenhaus geht mit derWochenend-Visite weiter, die ein Arzt durchführt, der Gretelnoch nicht kennt und auch garnicht zu ihr schaut, als erhereinkommt.Er ist völlig inseine Akte vertieft und wendetsich zum Bett von GretelsZimmernachbarin: »Hallo, FrauSieveking.« Da niemandantwortet, bemerkt er dieVerwechslung nicht und bleibt völlig in die Laborwerte vertieft:»Niere o.k., Leber o.k., Bluto.k.«, murmelt er, fragt dannbeiläufig: »Bestehen Allergien?«»Nicht, dass ich wüsste«,springe ich ein, und der Arztnimmt zum ersten Mal Notizvon mir.»Frau Sieveking liegtübrigens hier.« Ich deute aufdas Bett meiner Mutter neben mir.Der Arzt zuckt mit denSchultern, macht sich einenVermerk  tut ja eh nichts zurSache, wenn keiner ansprechbarist.Ich frage ihn, wie sie dieTabletten und das Wurstbrot zusich nehmen soll, wenn sienichts schlucken darf undintravenös ernährt wird.Er sagt,das sei Sache der Schwestern  und verschwindet.Später sind wir mit einerChirurgin verabredet, die unsüber die geplante Behandlungvon Gretels wundgelegenemRücken aufklären soll.Wirwundern uns, dass die Ärztinsich gar keinen persönlichenEindruck von Gretel machenmöchte, sondern lieber auf dem Gang vor der Tür mit unsspricht.»Wollen wir nichthineingehen zu meiner Mutter?Da ist auch ihr Pflegeprotokoll.«»Nein, nein, das ist nichtnötig«, antwortet die Ärztin, dieeinen sehr ungeduldigenEindruck macht und ständig aufdie Uhr blickt.Immer wieder klingelt ihr Telefon, aber siestellt es nicht stumm, sondernunterdrückt nur die Anrufe.Unsgibt sie ein paar engbeschriebene Seiten überAblauf und Risiken eines: Vakuumwundverschlusses9 indie Hand.Neben einerTiefenreinigung der Verletzungsei so ein Wundverschluss sehr ratsam.Bei dieser Behandlungwerde ein : Schwämmchen9 indie Wunde eingesetzt undanschließend mit einerMembran luftdichtverschlossen.Eine elektrischenPumpe würde dann laufend dasWundsekret abpumpen und dieHeilung wesentlichbeschleunigen. »Wollen Sie sich dennwirklich nicht die Wunde malangucken?«, frage ich dieChirurgin.»Vielleicht brauchtes ja gar keinenWundverschluss.«»Das kann ja der Operateuram Montag beurteilen.«»Ach? Sie werden gar nichtselbst operieren?« »Nein, ich habe Wochenend-Dienst, Montag früh ist jemandanderes da.«Wir sollen uns keine Sorgenmachen, das sei ein ganzleichter Eingriff.Man könne dieWunde dann bis zumVerbandwechsel ein paar Tagein Ruhe lassen.Damit sei dannallerdings wieder eine kleine OP verbunden.»Das geht dann mit einerörtlichen Narkose, oder?«, fragtmein Vater.Eigentlich einerhetorische Frage.Doch die Ärztin schüttelt denKopf: »Nein, da machen wireine Vollnarkose.Es wäre zuschmerzhaft und schwierig,wenn sich der Patient bewegt.« Vollnarkose? Da läuten beiuns die Alarmglocken! Aus derletzten Vollnarkose bei ihrerHüftoperation vor sechs Jahrenwar Gretel nur schwer verwirrtwieder erwacht.Dieses Ereignisist für uns so etwas wie deroffizielle Startschuss für GretelsDemenz.Eine Vollnarkose istwieder so etwas, was wir unbedingt vermeiden wollen.Und jetzt ist gleich vonmehreren die Rede?»Machen Sie sich wegen derNarkose keine Sorgen«,beschwichtigt uns dieselbstbewusste Chirurgin.»Esgeht hier ja nur um einen ganzkleinen Eingriff.Das dauerthöchstens eine Viertelstunde. Ohne einen solchen Vakuum-Wundverschluss gäbe es aberkeine vernünftige Perspektivefür eine Heilung des Dekubitus.Man sollte das schon aus reinästhetischen Gründen machen.«Die Chirurgin wirkt sehrkompetent, und ihre Wortemachen starken Eindruck aufuns.»Diese Behandlung würde ich auch bei jemandemempfehlen, der nur noch einegeringe Lebenserwartung hat.Das gehört zur absolutenGrundversorgung.Wollen Sieihr zumuten, mit dieser Wundezu leben?« Natürlich wollen wirdas nicht!Zufrieden eilt die Chirurginnach diesem erfolgreichen : Aufklärungsgespräch9 davon,bevor uns einfällt zu fragen, wieoft dieser Verband denneigentlich unter Vollnarkosegewechselt werden müsse.Der Anästhesist, der amnächsten Tag erscheint, kommtimmerhin bis an Gretels Bett,um sie sich anzuschauen [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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