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.Und schließlich gibt es die sogenannten Touristen.Die zücken als Erstes ihren Fo-toapparat, postieren Frau und Kinder ummeinen Rollstuhl und knipsen drauflos.Dasist eigentlich ganz lustig.Ich frage mich nurmanchmal, was mit diesen Fotos geschieht.Kommen die in einen Rahmen und werdendaheim auf dem Fensterbrett oder Kamin-sims postiert? Oder landen sie im digitalenOrkus des Löschknopfs, nach dem Motto: Wer war der Typ noch gleich?Dabei gab es auch kuriose Szenen.In Düs-seldorf sprach mich im September 2011 inder Fußgängerzone eine ältere Frau an.Siedruckste etwas herum und sagte dann: Wirhaben Sie schon die ganze Zeit beobachtet.313/558Wissen Sie, Sie sehen aus wie Samuel Koch,der von ,Wetten, dass.? , der jetzt in einerKlinik in der Schweiz liegt.Ich bedankte mich freundlich für denschmeichelhaften Vergleich und hütete mich,die Sache aufzulösen.Wir redeten noch einbisschen miteinander.Dann verabschiedetesich die Dame mit den Worten: Trotzdem,auch wenn Sie nicht Samuel Koch sind, wün-schen wir Ihnen alles Gute! Sie können es jaauch gebrauchen!Entdecke die MöglichkeitenDie Aufmerksamkeit, die mein Unfall in derÖffentlichkeit erregt hat, ist einerseits einFluch.Die ständigen Anfragen sind mühsamzu bewältigen und setzen mich unter Druck,den vorgefertigten Bildern zu entsprechen.Andererseits ist sie auch ein Segen, indemsie dem Unfall in manchen Situationen einbisschen Sinn verleiht.Die meistenMenschen, denen man im Rollstuhlbegegnet, sind nicht so öffentlich ver-unglückt.Sie bleiben oft unbeachtet, manch-mal werden sie von ihren Mitmenschen sog-ar bewusst ausgeschlossen.Durch die großeAufmerksamkeit, die mir entgegengebrachtwird, konnte ich zum Beispiel als Botschafterfür einen Rollstuhl-Marathon fungieren.Fürdas Projekt Fohrenhof im Schwarzwald,315/558bei dem Behinderte und NichtbehinderteSeite an Seite arbeiten, durfte ich dieSchirmherrschaft übernehmen.317/558Ein Graffiti für Samuel unter einer Brücke inLörrach.10.Die Rolle der MedienSeit dem 4.Dezember 2010 bin ich ein öf-fentlicher Mensch ob ich das will odernicht.Schon in der Düsseldorfer Universität-sklinik mussten die Fenster der Intensivsta-tion abgedunkelt werden, weil Paparazzi nurwenige Stunden nach dem Unfall versucht-en, mich durch die Fenster zu fotografieren.Die Ärzte erließen eine Nachrichtensperre.Das Personal erhielt über die üblichenDatenschutzauflagen hinaus Kommunika-tionsverbot.Das alles half meinen Elterndabei, die ersten Tage zu überstehen, ohneunter Schock von Reportern ausgemolkenzu werden.Auch wenn die publizistischenGrundsätze des Deutschen Presserats es un-tersagen, Menschen auszufragen, die ex-treme Stresssituationen erlebt haben es319/558gibt leider Journalisten, die sich nicht un-bedingt daran halten.Ein Freund erklärte mir später, dass esunter Boulevard-Journalisten die Begriffe Witwenschütteln und Sargdeckelöffnengibt.Die bedeuten nichts anderes als: Triffeinen Beteiligten möglichst noch unterSchock hau ihn an, frag ihn aus, er wird diralles erzählen, was du brauchst, um eine tolleStory zu schreiben!Mein Vater erinnert sich: In der Nachtstand vor der Notaufnahme ein aufgeregttelefonierender Mensch.Erst im Nachhineinhabe ich begriffen, was das bedeutete, dennkeine halbe Stunde später wimmelte es vorder Tür von Fotografen.Und nebenan meinSohn bei der Untersuchung wir wusstennoch nichts über seinen Zustand.Ich wolltemich gerne verkriechen, nichts mit alledemzu tun haben.Es war aber wohl besser,vorbereitet zu sein.Wir vereinbarten sogar,dass es gut wäre, eine Pressemitteilung320/558rauszugeben.Äääh, wie macht man so et-was? Zum Glück waren Profis dabei, obwohldas ihren feuchten Augen nicht anzumerkenwar.Zu sehr betroffen waren alle.Zusam-men mit der Klinik veröffentlichten wir ein-ige persönliche Worte.Fast überall wurdensie komplett übernommen:Wir brauchen nach wie vor Geduld: Bevorman etwas über die Prognosen für Samuelsagen kann, müssen erst einmal die aktuel-len Verletzungen heilen.Aber sein Zustandist stabil und das freut uns.Ursprünglichdachten wir, wir könnten jeden Brief per-sönlich beantworten, aber inzwischen erhal-ten wir so viel Post, Päckchen und E-Mails,dass wir nur sporadisch antworten können.Es ist nicht allein die beeindruckende Masse,sondern auch der Inhalt, über den wir unsfreuen und den wir Samuel vorlesen.Wirmöchten alle wissen lassen, wie viel Kraft,Trost und Zuversicht die Worte und Anteil-nahme oder ähnliche Schicksale uns geben.321/558Wir bedanken uns für jedes Gebet.Trotz dertragischen Situation erfahren wir auchSchönes in unserem Umfeld.Wir werdenWeihnachten mit der ganzen Familie imParaplegiker-Zentrum in der Schweiz fei-ern.Täglich haben wir uns gefragt, wie eszu diesem tragischen Unfall kommen kon-nte, bei einer von Samuel zuvor HunderteMale geprobten sportlichen Aufgabe.Dochallmählich können wir gedanklich ein wenigloslassen und erleben jeden Tag neu.Später wurde dann Samuels Aufenthaltsortbekannt und damit kamen noch mehr Medi-envertreter.Doch der penetrante Ansturmblieb aus.Reporter kamen auf uns zu, sprac-hen uns behutsam! an und ließen uns so-fort wieder in Ruhe, wenn wir nichts sagenmochten.Wie froh waren wir darüber! Wirdurften feststellen, dass die Sensationslust inden Hintergrund getreten ist.Dennoch war das Medieninteresse riesigund nicht immer so respektvoll wie322/558beschrieben. Als man Samuel zur neurolo-gischen Abteilung brachte, musste er an denGlastüren vorbei , berichtet mein Vater. Just in diesem Augenblick hob er seinenrechten Arm und sagte zu mir: Schau mal,was ich kann! Für mich war das ein unge-heuer intensiver und wichtiger Augenblick.Es störte mich, dass die Journalisten daswohl sehen konnten.Wir haben dann schnellallerhand Journalisten-Tricks kennengel-ernt , fährt mein Vater fort. Wir wähltenjeden Tag einen anderen Weg vom Hotel, indem uns das ZDF untergebracht hatte, zurKlinik, um ihnen aus dem Weg zu gehen.Besonders einfallsreich war ein jungerMann, der sich mithilfe eines riesigen Blu-menstraußes bis zum Eingang der Intens-ivstation vorgearbeitet hatte und dort angab,diesen Strauß solle er auf die dringliche Bittevon Thomas Gottschalk hin unbedingtSamuel Koch persönlich übergeben [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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.Und schließlich gibt es die sogenannten Touristen.Die zücken als Erstes ihren Fo-toapparat, postieren Frau und Kinder ummeinen Rollstuhl und knipsen drauflos.Dasist eigentlich ganz lustig.Ich frage mich nurmanchmal, was mit diesen Fotos geschieht.Kommen die in einen Rahmen und werdendaheim auf dem Fensterbrett oder Kamin-sims postiert? Oder landen sie im digitalenOrkus des Löschknopfs, nach dem Motto: Wer war der Typ noch gleich?Dabei gab es auch kuriose Szenen.In Düs-seldorf sprach mich im September 2011 inder Fußgängerzone eine ältere Frau an.Siedruckste etwas herum und sagte dann: Wirhaben Sie schon die ganze Zeit beobachtet.313/558Wissen Sie, Sie sehen aus wie Samuel Koch,der von ,Wetten, dass.? , der jetzt in einerKlinik in der Schweiz liegt.Ich bedankte mich freundlich für denschmeichelhaften Vergleich und hütete mich,die Sache aufzulösen.Wir redeten noch einbisschen miteinander.Dann verabschiedetesich die Dame mit den Worten: Trotzdem,auch wenn Sie nicht Samuel Koch sind, wün-schen wir Ihnen alles Gute! Sie können es jaauch gebrauchen!Entdecke die MöglichkeitenDie Aufmerksamkeit, die mein Unfall in derÖffentlichkeit erregt hat, ist einerseits einFluch.Die ständigen Anfragen sind mühsamzu bewältigen und setzen mich unter Druck,den vorgefertigten Bildern zu entsprechen.Andererseits ist sie auch ein Segen, indemsie dem Unfall in manchen Situationen einbisschen Sinn verleiht.Die meistenMenschen, denen man im Rollstuhlbegegnet, sind nicht so öffentlich ver-unglückt.Sie bleiben oft unbeachtet, manch-mal werden sie von ihren Mitmenschen sog-ar bewusst ausgeschlossen.Durch die großeAufmerksamkeit, die mir entgegengebrachtwird, konnte ich zum Beispiel als Botschafterfür einen Rollstuhl-Marathon fungieren.Fürdas Projekt Fohrenhof im Schwarzwald,315/558bei dem Behinderte und NichtbehinderteSeite an Seite arbeiten, durfte ich dieSchirmherrschaft übernehmen.317/558Ein Graffiti für Samuel unter einer Brücke inLörrach.10.Die Rolle der MedienSeit dem 4.Dezember 2010 bin ich ein öf-fentlicher Mensch ob ich das will odernicht.Schon in der Düsseldorfer Universität-sklinik mussten die Fenster der Intensivsta-tion abgedunkelt werden, weil Paparazzi nurwenige Stunden nach dem Unfall versucht-en, mich durch die Fenster zu fotografieren.Die Ärzte erließen eine Nachrichtensperre.Das Personal erhielt über die üblichenDatenschutzauflagen hinaus Kommunika-tionsverbot.Das alles half meinen Elterndabei, die ersten Tage zu überstehen, ohneunter Schock von Reportern ausgemolkenzu werden.Auch wenn die publizistischenGrundsätze des Deutschen Presserats es un-tersagen, Menschen auszufragen, die ex-treme Stresssituationen erlebt haben es319/558gibt leider Journalisten, die sich nicht un-bedingt daran halten.Ein Freund erklärte mir später, dass esunter Boulevard-Journalisten die Begriffe Witwenschütteln und Sargdeckelöffnengibt.Die bedeuten nichts anderes als: Triffeinen Beteiligten möglichst noch unterSchock hau ihn an, frag ihn aus, er wird diralles erzählen, was du brauchst, um eine tolleStory zu schreiben!Mein Vater erinnert sich: In der Nachtstand vor der Notaufnahme ein aufgeregttelefonierender Mensch.Erst im Nachhineinhabe ich begriffen, was das bedeutete, dennkeine halbe Stunde später wimmelte es vorder Tür von Fotografen.Und nebenan meinSohn bei der Untersuchung wir wusstennoch nichts über seinen Zustand.Ich wolltemich gerne verkriechen, nichts mit alledemzu tun haben.Es war aber wohl besser,vorbereitet zu sein.Wir vereinbarten sogar,dass es gut wäre, eine Pressemitteilung320/558rauszugeben.Äääh, wie macht man so et-was? Zum Glück waren Profis dabei, obwohldas ihren feuchten Augen nicht anzumerkenwar.Zu sehr betroffen waren alle.Zusam-men mit der Klinik veröffentlichten wir ein-ige persönliche Worte.Fast überall wurdensie komplett übernommen:Wir brauchen nach wie vor Geduld: Bevorman etwas über die Prognosen für Samuelsagen kann, müssen erst einmal die aktuel-len Verletzungen heilen.Aber sein Zustandist stabil und das freut uns.Ursprünglichdachten wir, wir könnten jeden Brief per-sönlich beantworten, aber inzwischen erhal-ten wir so viel Post, Päckchen und E-Mails,dass wir nur sporadisch antworten können.Es ist nicht allein die beeindruckende Masse,sondern auch der Inhalt, über den wir unsfreuen und den wir Samuel vorlesen.Wirmöchten alle wissen lassen, wie viel Kraft,Trost und Zuversicht die Worte und Anteil-nahme oder ähnliche Schicksale uns geben.321/558Wir bedanken uns für jedes Gebet.Trotz dertragischen Situation erfahren wir auchSchönes in unserem Umfeld.Wir werdenWeihnachten mit der ganzen Familie imParaplegiker-Zentrum in der Schweiz fei-ern.Täglich haben wir uns gefragt, wie eszu diesem tragischen Unfall kommen kon-nte, bei einer von Samuel zuvor HunderteMale geprobten sportlichen Aufgabe.Dochallmählich können wir gedanklich ein wenigloslassen und erleben jeden Tag neu.Später wurde dann Samuels Aufenthaltsortbekannt und damit kamen noch mehr Medi-envertreter.Doch der penetrante Ansturmblieb aus.Reporter kamen auf uns zu, sprac-hen uns behutsam! an und ließen uns so-fort wieder in Ruhe, wenn wir nichts sagenmochten.Wie froh waren wir darüber! Wirdurften feststellen, dass die Sensationslust inden Hintergrund getreten ist.Dennoch war das Medieninteresse riesigund nicht immer so respektvoll wie322/558beschrieben. Als man Samuel zur neurolo-gischen Abteilung brachte, musste er an denGlastüren vorbei , berichtet mein Vater. Just in diesem Augenblick hob er seinenrechten Arm und sagte zu mir: Schau mal,was ich kann! Für mich war das ein unge-heuer intensiver und wichtiger Augenblick.Es störte mich, dass die Journalisten daswohl sehen konnten.Wir haben dann schnellallerhand Journalisten-Tricks kennengel-ernt , fährt mein Vater fort. Wir wähltenjeden Tag einen anderen Weg vom Hotel, indem uns das ZDF untergebracht hatte, zurKlinik, um ihnen aus dem Weg zu gehen.Besonders einfallsreich war ein jungerMann, der sich mithilfe eines riesigen Blu-menstraußes bis zum Eingang der Intens-ivstation vorgearbeitet hatte und dort angab,diesen Strauß solle er auf die dringliche Bittevon Thomas Gottschalk hin unbedingtSamuel Koch persönlich übergeben [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]