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.Es gehet aber nicht anders, wenn ein junger unbesonnener Sol-dat Geld, Glück und Courage hat, denn da folget Übermut und Hoffart,und aus solcher Hoffart hielt ich anstatt eines jungen zween Knecht, dieich trefflich herausstaffierte und beritten machte, womit ich mir allerOffizierer Neid aufbürdete.177Das 31.KapitelWie der Teufel dem Pfaffen seinen Speck gestohlen und sich der Jägerselbst fängtIch muß ein Stücklein oder etliche erzählen, die mir hin und wieder be-gegnet, ehe ich wieder von meinen Dragonern kam; und ob sie schonnicht von Importanz sein, sind sie doch lustig zu hören, denn ich nahmnicht allein große Ding vor, sondern verschmähet auch die geringen nicht,wenn ich nur mutmaßete, daß ich Ruhm bei den Leuten dadurch erwek-ken möchte.Mein Hauptmann wurde mit etlich und fünfzig Mann zu Fußin das Vest von Recklinghausen kommandiert, einen Anschlag daselbstzu verrichten, und weil wir gedachten, wir würden, ehe wir solchen insWerk setzen könnten, einen Tag oder etlich uns in den Büschen heimlichhalten müssen, nahm jeder auf acht Tag Proviant zu sich; demnach aberdie reiche Caravana, der wir aufpaßten, die bestimmte Zeit nicht ankam,ging uns das Brot aus, welches wir nicht rauben durften, wir hätten unsdenn selbst verraten und unser Vorhaben zu nichts werden lassen wollen,dahero uns der Hunger gewaltig preßte; so hatte ich auch dies Orts keineKunden wie anderswo, die mir und den Meinigen etwas heimlich zutru-gen, derowegen mußten wir, Fütterung zu bekommen, auf andere Mittelbedacht sein, wenn wir anders nicht wieder leer heim wollten.Mein Ka-merad, ein lateinischer Handwerksgesell, der erst kürzlich aus der Schulentlaufen und sich unterhalten lassen, seufzete vergeblich nach den Ger-stensuppen, die ihm hiebevor seine Eltern zum Besten verordnet, er aberverschmähet und verlassen hatte, und als er so an seine vorigen Speisengedachte, erinnert' er sich auch seines Schulsacks, bei welchem er solchegenossen: »Ach Bruder«, sagte er zu mir, »ists nicht eine- Schand, daßich nicht so viel Künste erstudiert haben soll, vermittelst deren ich michjetzund füttern könnte, Bruder, ich weiß re vera, wenn ich nur zum Pfaf-fen in jenes Dorf gehen dürfte, daß es ein trefflich Convivium bei ihmsetzen sollte!« Ich überlief diese Wort ein wenig und ermaß unsern Zu-stand, und weil diejenigen so Weg und Steg wußten, nicht hinausdurften,178denn sie wären sonst erkannt worden, die Unbekannten aber keine Gele-genheit wußten, etwas heimlich zu stehlen oder zu kaufen, also machteich meinen Anschlag auf unsern Studenten und hielt die Sach demHauptmann vor, wiewohl nun dasselbige Gefahr auf sich hatte, so wardoch sein Vertrauen so gut zu mir und unsere Sach so schlecht bestellt,daß er darein konsentierte.Ich verwechselte meine Kleider mit einem andern und zottelt mit meinemStudenten besagtem Dorf zu durch einen weiten Umschweif, wiewohl esnur eine halbe Stund von uns lag, in demselben erkannten wir das nächsteHaus bei der Kirch für des Pfarrers Wohnung, weil es auf städtisch gebautwar und an einer Mauer stund, die um den ganzen Pfarrhof ging: Ich hattemeinen Kameraden schon instruiert, was er reden sollte, denn er hattesein abgeschabt Studentenkleidlein noch an, ich aber gab mich für einenMalergesellen aus, denn ich gedachte, ich würde dieselbe Kunst im Dorfnicht üben dürfen, weil die Bauren nicht bald gemalte Häuser haben.Dergeistliche Herr war höflich, als ihm mein Gesell ein tiefe lateinische Re-verenz gemacht und einen Haufen dahergelogen hatte, wasgestalt ihn dieSoldaten auf der Reis geplündert und aller seiner Zehrung beraubt hätten,bot er ihm selbst ein Stück Butter und Brot neben einem Trunk Bier an,ich aber stellte mich, als ob ich nicht zu ihm gehörte, und sagte, ich wollteim Wirtshaus etwas essen und ihm alsdann rufen, damit wir noch densel-ben Tag ein Stück Wegs hinter uns legen könnten: Also ging ich demWirtshaus zu, mehr auszuspähen was ich dieselbe Nacht holen wollte alsmeinen Hunger zu stillen, hatte auch das Glück, daß ich unterwegs einenBauren antraf, der seinen Backofen zukleibte, welcher große Pumpernik-kel darinnen hatte, die vierundzwanzig Stund da sitzen und ausbackensollten.Ich machts beim Wirt kurz, weil ich schon wußte wo Brot zubekommen war, kaufte etliche Stuten (das ist ein so genanntes weiß Brot),solche meinem Hauptmann zu bringen, und da ich in Pfarrhof kam, mei-nen Kameraden zu mahnen, daß er gehen sollte, hatte er sich auch schongekröpft und dem Pfarrer gesagt, daß ich ein Maler sei und nach Hollandzu wandern vorhabens wäre, meine Kunst daselbsten vollends zu perfek-tionieren; der Pfarrherr hieß mich sehr willkomm sein und bat mich, mitihm in die Kirch zu gehen, da er mir etliche Stück weisen wollte, die zu179reparieren wären.Damit ich nun das Spiel nicht verderbte, mußte ichfolgen: Er führte uns durch die Küchen, und als er das Nachtschloß an derstarken eichenen Tür' aufmachte, die auf den Kirchhof ging, o mirum! dasah ich, daß der schwarze Himmel auch schwarz voller Lauten, Flötenund Geigen hing, ich vermeine aber die Schinken, Knackwürst undSpeckseiten, die sich im Kamin befanden; diese blickte ich trostmütig an,weil mich bedünkte, als ob sie mit mir lachten, und wünschte sie, abervergeblich, meinen Kameraden in Wald, denn sie waren so hartnäckig,daß sie mir zu Trotz hangen blieben, da gedachte ich auf Mittel, wie ichsie obgedachtem Backofen voll Brot zugesellen möchte, konnte aber soleicht keines ersinnen, weil, wie obgemeldt, der Pfarrhof ummauret undalle Fenster mit eisernen Gittern genugsam verwahret waren, so lagenauch zween ungeheure große Hund im Hof, welche, wie ich sorgte, beiNacht gewißlich nicht schlafen würden, wenn man dasjenige hätte stehlenwollen, daran ihnen auch zu Belohnung ihrer getreuen Hut zu nagen ge-bührte.Wie wir nun in die Kirch kamen, von den Gemälden allerhand diskur-rierten und mir der Pfarrer etliche Stück auszubessern verdingen wollte,ich aber allerhand Ausflücht suchte und meine Wanderschaft verwandte,sagte der Mesner oder Glöckner: »Du Kerl, ich sehe dich ehe für einenverlaufenen Soldatenjungen an als für einen Malergesellen.« Ich warsolcher Reden nicht mehr gewohnet und sollte sie doch verschmerzen,doch schüttelt ich nur den Kopf ein wenig, und antwortet ihm: »O duKerl, gib nur nur geschwind Pinsel und Farben her, so will ich dir im Huieinen Narrn dahergemalt haben wie du einer bist.« Der Pfarrer machte einGelächter daraus und sagte zu uns beiden, es gezieme sich nicht an einemso heiligen Ort einander wahrzusagen; gab damit zu verstehen, daß er unsbeiden glaubte, ließ uns noch einen Trunk langen und also dahinziehen.Ich aber ließ mein Herz bei den Knackwürsten [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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.Es gehet aber nicht anders, wenn ein junger unbesonnener Sol-dat Geld, Glück und Courage hat, denn da folget Übermut und Hoffart,und aus solcher Hoffart hielt ich anstatt eines jungen zween Knecht, dieich trefflich herausstaffierte und beritten machte, womit ich mir allerOffizierer Neid aufbürdete.177Das 31.KapitelWie der Teufel dem Pfaffen seinen Speck gestohlen und sich der Jägerselbst fängtIch muß ein Stücklein oder etliche erzählen, die mir hin und wieder be-gegnet, ehe ich wieder von meinen Dragonern kam; und ob sie schonnicht von Importanz sein, sind sie doch lustig zu hören, denn ich nahmnicht allein große Ding vor, sondern verschmähet auch die geringen nicht,wenn ich nur mutmaßete, daß ich Ruhm bei den Leuten dadurch erwek-ken möchte.Mein Hauptmann wurde mit etlich und fünfzig Mann zu Fußin das Vest von Recklinghausen kommandiert, einen Anschlag daselbstzu verrichten, und weil wir gedachten, wir würden, ehe wir solchen insWerk setzen könnten, einen Tag oder etlich uns in den Büschen heimlichhalten müssen, nahm jeder auf acht Tag Proviant zu sich; demnach aberdie reiche Caravana, der wir aufpaßten, die bestimmte Zeit nicht ankam,ging uns das Brot aus, welches wir nicht rauben durften, wir hätten unsdenn selbst verraten und unser Vorhaben zu nichts werden lassen wollen,dahero uns der Hunger gewaltig preßte; so hatte ich auch dies Orts keineKunden wie anderswo, die mir und den Meinigen etwas heimlich zutru-gen, derowegen mußten wir, Fütterung zu bekommen, auf andere Mittelbedacht sein, wenn wir anders nicht wieder leer heim wollten.Mein Ka-merad, ein lateinischer Handwerksgesell, der erst kürzlich aus der Schulentlaufen und sich unterhalten lassen, seufzete vergeblich nach den Ger-stensuppen, die ihm hiebevor seine Eltern zum Besten verordnet, er aberverschmähet und verlassen hatte, und als er so an seine vorigen Speisengedachte, erinnert' er sich auch seines Schulsacks, bei welchem er solchegenossen: »Ach Bruder«, sagte er zu mir, »ists nicht eine- Schand, daßich nicht so viel Künste erstudiert haben soll, vermittelst deren ich michjetzund füttern könnte, Bruder, ich weiß re vera, wenn ich nur zum Pfaf-fen in jenes Dorf gehen dürfte, daß es ein trefflich Convivium bei ihmsetzen sollte!« Ich überlief diese Wort ein wenig und ermaß unsern Zu-stand, und weil diejenigen so Weg und Steg wußten, nicht hinausdurften,178denn sie wären sonst erkannt worden, die Unbekannten aber keine Gele-genheit wußten, etwas heimlich zu stehlen oder zu kaufen, also machteich meinen Anschlag auf unsern Studenten und hielt die Sach demHauptmann vor, wiewohl nun dasselbige Gefahr auf sich hatte, so wardoch sein Vertrauen so gut zu mir und unsere Sach so schlecht bestellt,daß er darein konsentierte.Ich verwechselte meine Kleider mit einem andern und zottelt mit meinemStudenten besagtem Dorf zu durch einen weiten Umschweif, wiewohl esnur eine halbe Stund von uns lag, in demselben erkannten wir das nächsteHaus bei der Kirch für des Pfarrers Wohnung, weil es auf städtisch gebautwar und an einer Mauer stund, die um den ganzen Pfarrhof ging: Ich hattemeinen Kameraden schon instruiert, was er reden sollte, denn er hattesein abgeschabt Studentenkleidlein noch an, ich aber gab mich für einenMalergesellen aus, denn ich gedachte, ich würde dieselbe Kunst im Dorfnicht üben dürfen, weil die Bauren nicht bald gemalte Häuser haben.Dergeistliche Herr war höflich, als ihm mein Gesell ein tiefe lateinische Re-verenz gemacht und einen Haufen dahergelogen hatte, wasgestalt ihn dieSoldaten auf der Reis geplündert und aller seiner Zehrung beraubt hätten,bot er ihm selbst ein Stück Butter und Brot neben einem Trunk Bier an,ich aber stellte mich, als ob ich nicht zu ihm gehörte, und sagte, ich wollteim Wirtshaus etwas essen und ihm alsdann rufen, damit wir noch densel-ben Tag ein Stück Wegs hinter uns legen könnten: Also ging ich demWirtshaus zu, mehr auszuspähen was ich dieselbe Nacht holen wollte alsmeinen Hunger zu stillen, hatte auch das Glück, daß ich unterwegs einenBauren antraf, der seinen Backofen zukleibte, welcher große Pumpernik-kel darinnen hatte, die vierundzwanzig Stund da sitzen und ausbackensollten.Ich machts beim Wirt kurz, weil ich schon wußte wo Brot zubekommen war, kaufte etliche Stuten (das ist ein so genanntes weiß Brot),solche meinem Hauptmann zu bringen, und da ich in Pfarrhof kam, mei-nen Kameraden zu mahnen, daß er gehen sollte, hatte er sich auch schongekröpft und dem Pfarrer gesagt, daß ich ein Maler sei und nach Hollandzu wandern vorhabens wäre, meine Kunst daselbsten vollends zu perfek-tionieren; der Pfarrherr hieß mich sehr willkomm sein und bat mich, mitihm in die Kirch zu gehen, da er mir etliche Stück weisen wollte, die zu179reparieren wären.Damit ich nun das Spiel nicht verderbte, mußte ichfolgen: Er führte uns durch die Küchen, und als er das Nachtschloß an derstarken eichenen Tür' aufmachte, die auf den Kirchhof ging, o mirum! dasah ich, daß der schwarze Himmel auch schwarz voller Lauten, Flötenund Geigen hing, ich vermeine aber die Schinken, Knackwürst undSpeckseiten, die sich im Kamin befanden; diese blickte ich trostmütig an,weil mich bedünkte, als ob sie mit mir lachten, und wünschte sie, abervergeblich, meinen Kameraden in Wald, denn sie waren so hartnäckig,daß sie mir zu Trotz hangen blieben, da gedachte ich auf Mittel, wie ichsie obgedachtem Backofen voll Brot zugesellen möchte, konnte aber soleicht keines ersinnen, weil, wie obgemeldt, der Pfarrhof ummauret undalle Fenster mit eisernen Gittern genugsam verwahret waren, so lagenauch zween ungeheure große Hund im Hof, welche, wie ich sorgte, beiNacht gewißlich nicht schlafen würden, wenn man dasjenige hätte stehlenwollen, daran ihnen auch zu Belohnung ihrer getreuen Hut zu nagen ge-bührte.Wie wir nun in die Kirch kamen, von den Gemälden allerhand diskur-rierten und mir der Pfarrer etliche Stück auszubessern verdingen wollte,ich aber allerhand Ausflücht suchte und meine Wanderschaft verwandte,sagte der Mesner oder Glöckner: »Du Kerl, ich sehe dich ehe für einenverlaufenen Soldatenjungen an als für einen Malergesellen.« Ich warsolcher Reden nicht mehr gewohnet und sollte sie doch verschmerzen,doch schüttelt ich nur den Kopf ein wenig, und antwortet ihm: »O duKerl, gib nur nur geschwind Pinsel und Farben her, so will ich dir im Huieinen Narrn dahergemalt haben wie du einer bist.« Der Pfarrer machte einGelächter daraus und sagte zu uns beiden, es gezieme sich nicht an einemso heiligen Ort einander wahrzusagen; gab damit zu verstehen, daß er unsbeiden glaubte, ließ uns noch einen Trunk langen und also dahinziehen.Ich aber ließ mein Herz bei den Knackwürsten [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]